Bad Homburg,

Einsatzfall: 3222* Tierseuchen (Epizootien)

Dekontaminationsanlage für Fahrzeuge

Im Falle eines Tierseuchenausbruchs (z.B. Maul- und Klauenseuche oder Vogelgrippe) werden betroffene Bereiche (z.B. Bauernhöfe) abgesperrt, wobei das Verlassen des Sperrgebietes nur durch Dekontaminationsschleusen zulässig ist. Im Einsatzfall kann der Aufbau und Betrieb von Fahrzeugdekontaminationsschleusen, sowie die technische Betreuung für das THW eine Einsatzoption sein. Der Ortsverband ist seit 2001 im Besitz der entsprechenden Ausrüstung, die an diesem Wochenende zum ersten Mal außerhalb des THW-Geländes im Rahmen einer Einsatzübung erprobt wurde. Als Übungsort diente ein Feldweg auf dem Gelände des Lindenhofs in Bad Homburg. Neben der Schleuse selbst wurde auch die notwendige Infrastruktur, wie Beleuchtung und Regelung der Zu- und Abfahrt, geübt.

Die Schleuse besteht aus einem Stahlrohrgerüst, an dem eine rundumlaufende Sprühvor-richtung installiert wird, die das durchfahrende Fahrzeug von den Seiten sowie von oben und unten mit einem Sprühnebel benetzt. Zusätzlich wird das Fahrzeug in den Radkästen mit Hochdruckreinigern gereinigt. Die benötigte Konzentration an Desinfektionsmittel wird entsprechend des vorhandenen Erregervirus der Anlage hinzugemischt. Eine durchfahrbare Desinfektionswanne (14 Meter lang) verhindert das Entweichen der kontaminierten Desinfektionslösung, die in transportabele Behälter (IBC) abgepumpt wird.

Zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit übten die Helfer den Betrieb der Schleuse unter Vollschutz.

Die Anlage soll Kraftfahrzeuge so weit dekontaminieren, dass ein Erregervirus abgetötet und eine Weiterverbreitung über die Grenzen des Sperrgebietes hinaus verhindert wird. Die Einrichtung muss daher an den Grenzen eines Sperrbezirkes eingerichtet werden. Zusätzlich hierzu wird eine Anlage an der Ausfahrt des betroffenen landwirtschaftlichen Betriebes aufgestellt, um ausfahrende Fahrzeuge der Kadaverbeseitigung sowie Einsatzfahrzeuge direkt vor Ort dekontaminieren zu können.

Der Einsatz von Wasser und Dekontaminationslösung soll so gering wie möglich gehalten werden. Hierzu ist es erforderlich, dass alle Bereiche der Oberfläche des Kraftfahrzeuges, der Fahrzeugboden, die Radkästen und die Reifen gleichmäßig mit Lösung belegt werden. Da zur Abtötung des Virus eine Einwirkzeit erforderlich ist, entfällt im Gegensatz zur normalen Fahrzeugdekontamination das Abspülen des Fahrzeuges mit klarem Wasser. Die besonders gefährdeten Fahrzeuge vom betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben, werden auf diese Weise vor dem Verlassen des Sperrbezirkes zwei Mal dekontaminiert.

Die Dekontaminationsstraße teilt sich in drei Abteilungen auf:

1. Radhaus-Dekontamination

Die Radhaus-Dekontamination erfolgt manuell. Zum Einsatz kommen hier zwei Hochdruckreiniger. Die eingesetzten Hochdruckreiniger werden direkt mit Dekontaminationsflüssigkeit beaufschlagt.

2. Sprühnebel-Dekontamination

Die Sprühnebel-Dekontamination erfolgt durch eine spezielle Sprüheinrichtung, die mit verschiedenen Sprühdüsen bestückt ist. Die Unterbodenbesprühung erfolgt durch ein Bodenrohr. Die Sprühdüsen auf dem Wannenboden verteilen die Lösung gleichmäßig bis auf eine Höhe von ca. 1,5 m oberhalb der Fahrbahnoberfläche, sodass der gesamte Fahrzeugboden benetzt wird.

3. Reifen-Dekontamination

Die Reifen-Dekontamination erfolgt unmittelbar nach der Sprühnebel-Dekontamination im Wannenboden. Die Länge der Strecke sollte so bemessen sein, dass der Reifenumfang über die Strecke zwei Mal abrollen kann. Im Regelfall ist eine Strecke von ca. 6 Metern ausreichend.

Die Auffangwanne der Reifen-Dekontamination wird über die gesamte Länge auf Spurbreite (LKW und PKW) mit flüssigkeitsaufnehmendem Vlies ausgelegt. Die Fahrspuren werden mittels Gießkannen durch das eingesetzte Personal getränkt und feucht gehalten. Für einen guten Dekontaminationserfolg ist ein langsames und gleichmäßiges Abrollen der Reifen erforderlich.

Die Verweildauer in der Dekontaminationsanlage beträgt je Fahrzeug ca. 5 – 8 Minuten.

*Bundeseinheitliche Gefährdungsbeschreibung Kennziffern

Text: Wolfgang Reuber

Fotos: Hannes Kraft

Bildergalerie


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