Bad Homburg / Koblenz,

Bahnübung "Koblenz"

Im Rahmen eines Ausbildungsprojektes in 2005 haben wir in einem Zeitraum von ca. neun Monaten eine umfassende Ausbildung zum Thema „Unfall mit Zug“ absolviert. Um hier die Ausbildung regelmäßig aufzufrischen bzw. zu vertiefen ist geplant alle 2 Jahre eine entsprechende Ausbildungsveranstaltung durchzuführen. Parallel dazu absolvieren seit 2006, die aus der Basis I Ausbildung (GaGr) kommenden neuen Helfer den Bahnlehrgang I bei der Feuerwehr Oberursel.

Am 5. Mai 2007 fand die erste weiterführende Ausbildungsveranstaltung, als verlagerte Standortausbildung zum vorgenannten Thema, auf dem Übungsgelände der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule des Landes Rheinland-Pfalz in Koblenz statt.

Ab morgens 05:50 Uhr verließen insgesamt 11 Fahrzeuge und 6 Anhänger als Einzelfahrzeuge bzw. Marschgruppen die Unterkunft in Richtung Koblenz. Für die Fahrstrecke von 126 Km benötigten die Fahrzeuge, je nach Größe und Geschwindigkeit, im Durchschnitt 120 und 150 Minuten. Allerdings kam es auf dem Marsch an zwei Fahrzeugen zu technischen Problemen, was es nicht mehr erlaubte die Übungen- und Ausbildungsplanung komplett umzusetzen, da ca. ein Zeitverlust von 2 Stunden eingetreten war.

Sofort nach dem Eintreffen des Vorauskommandos wurde die 1. Übung vorbereit, da die Übung aus dem Anmarsch heraus erfolgen sollte. Für alle die an der Übung teilgenommen haben, waren sowohl das Übungsgelände wie auch die Übungsobjekte vollkommen unbekannt. Durch die eingetretene Zeitverzögerung, wurde sofort nach dem Eintreffen der Marschverbände das Frühstück eingenommen. Danach startete die 1. Übung.

Angenommene Ausgangslage:

Im Raum Koblenz hatte sich in der Nacht zum 5. Mai 2007 ein schweres Zugunglück ereignet. Zur Bewältigung des Schadensereignisses wurden alle verfügbaren Kräfte herangezogen. Eine Einheit der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk des Ortsverbandes Bad Homburg / Oberursel befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Marsch von Bad Homburg nach Ahrweiler und wurde gebeten, die Hilfeleistungsmaßnahmen zu unterstützen.

Da die Einheiten in mehreren Marschgruppen auf dem Weg nach Ahrweiler waren, ergab sich, dass die Fachgruppe FK als erstes an der Einsatzstelle eintraf. Dazu diesem Zeitpunkt noch keine Führungseinheit des THW an der Einsatzstelle war, übernahm die Gruppe zunächst die Führungsaufgaben an der Einsatzstelle.

Einsatzaufträge:

A) Es galt zunächst 2 vordringliche Arbeiten zu bewältigen:

  • Erkundung des zugewiesenen Einsatzraumes um die nachrückenden Bergungseinheiten in die Lage einzuweisen und den Einsatzauftrag zu erteilen
  • Die Führungsstelle zu etablieren und in einen arbeitsfähigen Zustand zu versetzen, damit alle Führungsaufgaben von dort aus übernommen werden können.

Nach Ankunft am Übungseinsatzort wurde durch den Führungstrupp am Einfahrtstor der Feuerwehrschule ein Meldekopf errichtet um ankommende Einheiten zu erfassen. Die Meldungen wurden an den FüKom-Trupp, der parallel die Führungsstelle samt Fernmeldestelle errichtet hatte und auf dem örtlichen 4m-Kanal ein Relais betrieb, weitergeleitet.

Während der Einrichtarbeiten konnte der Führungs- und Lageanhänger arbeitsfertig aufgebaut werden, sodass das Stabspersonal nach einer kurzen Einweisung der Übungsleitung Koblenz seine Arbeit aufnehmen konnte.

Mit dem Eintreffen des Technischen Zuges (TZ-R), begann die Einsatzübung. Die Funkverbindung an der Einsatzstelle wurde mittels 2m-Funkgeräten sichergestellt.
Es wurden 2 unterschiedliche Kanäle betrieben, einer für die technischen Einsatzeinheiten, ein weiterer zur Kommunikation des Zugführers mit der Einsatzabschnittsleitung.
Des Weiteren wurde durch den Fernmeldetrupp ein drahtgebundenes Kommunikationsnetz aufgebaut um durch die Nutzbarkeit an festgelegten Stationen, wie der Verletztensammelstelle, das Funknetz zu entlasten.

Alle Kommunikationsverbindungen liefen in der Fernmeldezentrale der Führungsstelle zusammen. Die Informationen wurden aufgenommen und gebündelt über den Sichter an das Stabspersonal zur Verarbeitung weitergeleitet.

B) Die eintreffenden Bergungseinheiten erhielten den Auftrag die eingeschlossenen und verletzten Reisenden, aus dem zugewiesenen Reiszugwagen 9, zu bergen. Durch die Tatsache, dass an dem Zugunfall ein Güterzug mit Kesselwagen beteiligt war, musste die Bergung unter dem Gesichtspunkt der Crashrettung durchgeführt werden.

Es galt insbesondere zwei Problemstellungen zu lösen:

  • Da die Unfallstelle nicht direkt anfahrbar war musste sämtliches Rettungsgerät, sowie alle verletzten und Toten mittels Gleiswagen transportiert werden
  • Aufgrund der Höhe der Reisezugwagen und der Unzugänglichkeit in Teilbereichen des Zuges mussten teilweise die Personen über Leitern bzw. Arbeitsplattform gerettet werden.

Aus Zeitgründen wurde die Übung gestoppt und eine Kurzbesprechung mit allen Beteiligten durchgeführt.

Ausbildungsteile:

Um die optimalen Voraussetzungen des Übungsgeländes zu nutzen, wurde der Schwerpunkt der Ausbildung auf das Heben von schweren Lasten ausgerichtet.

In zwei Ausbildungsstationen wurden mit Hebekissen verschiedener Bauarten, unter Verwendung der Unterbausysteme, schwere Lasten angehoben. Hier war auch aus Zeitgründen der geplante Wechsel nicht möglich. Die beiden Ausbildungsstationen wurden der jeweiligen anderen Gruppe (im angehobenen Zustand) erläutert.

Der stehende Reisezugwagen (Gewicht ca. 37 t) wurde unter Annahme eines Einsatzszenario entsprechend angehoben und unterbaut.

Der liegende Reisezugwagen (Teilstück – ca. 10 t) wurde ca. 30° bis 35° angehoben und mit Holz bzw. Systemteile aus dem multifunktionalen Abstützsystem (mfAs) unterbaut.

Die Fachgruppe Führung und Kommunikation nutzte die Verbleibende Zeit um folgende Arbeitsbereiche zu Beüben:

  • Auf- und Abbau der Führungsstelle
  • Auf- und Abbau des 12m-Schiebemastes
  • Techniken des Verlegens von Feldfernkabel
  • Techniken des Anschlusses von Feldfernkabel
  • Anbindung des FüKomKW an drahtgebundene Telekommunikationsmittel

Diese Ausbildung half dabei die notwendigen Handgriffe wieder ins Gedächtnis zu rufen.

2. Übung:

Bei der zweiten Übung wurde der liegende Reiszugwagen als Schadensobjekt genutzt. Das Eindringen war an 2 Stellen möglich:

  • über die Fenster mittels Leitern oder Arbeitsbühne
  • durch die Seitenwand mittels Spreizer (dargestellt durch eine Simulationswand)

Hier galt es 5 Personen unter dem Gesichtspunkt der Crashrettung zu bergen.

Fazit:
Aus den beiden Übungen, sowie aus den Ausbildungsteilen, konnte der Optimierungsbedarf ermittelt werden, der in die weitere Aus- und Fortbildung einfließen muss.

Erkenntnisse, die im Bereich der Technik (Geräte/Methoden) gewonnen wurden, müssen jetzt in die praktische Umsetzung gelangen.

Die ebenfalls teilnehmende Grundausbildungsgruppe behandelte an diesem Tage den Themenbereich Pumpen und Arbeiten am und im Wasser.
Gegen 17:30 Uhr, nachdem alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und alles verlastet war erfolgte der Rückmarsch nach Bad Homburg.

An dieser Veranstaltung haben auch die älteren Junghelfer der Jugendgruppe teilgenommen, die ab dem nächsten Jahr (2008) ihre Basisausbildung I absolvieren werden. Nach bestandener Grundausbildungsabschlussprüfung, wechseln dann die in die Gruppen.

Nach der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft konnte ein langer Übungs- und Ausbildungstag gegen 21:00 abgeschlossen werden.

An dieser Stelle geht unser besonderer Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule für die hervorragende Unterstützung, ohne die diese Ausbildungsveranstaltung nicht möglich gewesen wäre.

Ein weiterer Dank geht an unsere Küche, für die hervorragende Verpflegung an diesem Übungstag.

Wolfgang Reuber

Fotos: Gerhard Erdmann, Daniel Krebs, Frank Biedenkapp, Sebastian Schmidt, Helmut Wagner und Wolfgang Reuber

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