Ausbildungsprojekt 2005 - "Unfall mit Zug" - Abschlussbericht

Das Ausbildungsprojekt lief zwischen dem 22. Januar 2005 und dem 03. Oktober 2005 und umfasste im Wesentlichen 9 Dienstveranstaltungen mit insgesamt 2.765 Ausbildungsstunden. Hinzu kamen 231 Stunden, in unzähligen Einzeldiensten, für die Vor- und Nachbereitung, sodass insgesamt 2.996 Stunden aufgewendet wurden.

Das gesamte Ausbildungsprogramm war so angelegt, dass die meisten Ausbildungsinhalte auf mehre Dienste, mit kleinen Zeitansätzen, verteilt waren. Somit war der Prozess des mehrfachen Wiederholens, immer unter anderen Bedingungen, automatisch gegeben.

Zu den wesentlichen Ausbildungsinhalten gehörte:

  • Allgemeine Verhaltensgrundsätze im Gleisbereich
  • Bahnfahrzeugkunde
  • Retten von Personen unter rettungsdienstlichen Aspekten
  • Eindringen in Bahnfahrzeuge
  • Einsatzstellenmanagement
  • Führungsstrukturen und Führungsverhalten
  • Einsatz von technischen Unterstützungskomponenten bei Bahnunfälle

Als wesentlicher Hintergrund bei allen Ausbildungs- und Übungsszenarien diente das Eisenbahnunglück von Eschede und Brühl.

Innerhalb des gesamten Ausbildungsprojektes bildete die Personenrettung einen Teilschwerpunkt. Die Ausbildung war 3-stufig angelegt.

1. Stufe
In der ersten Stufe wurden die Aspekte „Was erwartet der Rettungsdienst von uns“, moderne Rettungsmittel, und die patientenorientierte Rettung vermittelt. Auch die psychologische „erste Hilfe“ wurde in die Ausbildung mit eingebunden.

2. Stufe
Innerhalb des Bahnlehrganges (3. Tag) fanden zwei Rettungsübungen statt. Hierzu wurde die gesamte Mannschaft in 2 Züge (Stärke ca. 22 Mann) aufgeteilt. Jeweils eine Mannschaft stellte die Verletzten bzw. die Rettungskräfte. Die Ausbildung erfolgte im Wechsel.

Hier wurde zum Einen die Vorgehensweise ( ein Bahnwagon = 1 Zug Rettungskräfte – Eindringen durch die Türen und den Zug von Verletzten beräumen) geübt.

Zum Anderen wurden die rettungsdienstliche Aspekte mit eingeschlossen. Konkret wurde jedem der ca. 20 Verletzten ein Schild zugeordnet, auf dem das Verletzungsmuster stand. Gehfähige waren in der absoluten Minderzahl. Die Verletzten wurden auch entsprechend unter den Sitzen, verkeilt und dgl. gelagert. Eben wie nach einem Zugunfall.

Bei drei bis vier Verletzen war der Rettungsdienst schon tätig und hatte eine Infusion angelegt (Erschwernis bei der Rettung).

Ziel war es, dass alle Verletzten ordnungsgemäß mittels der Verfügbaren Rettungsmittel (Schleifkorb (2), Trage (6) Bergetuch (8) und Schaufeltrage (1)) gerettet wurden.

3. Stufe
Im Zuge einer Einsatzübung wurde die Bergung von verletzten Personen, nachdem die Rettungszugänge mechanisch hergestellt waren, unter einsatznahen Bedingungen geübt.

Ein zweiter Schwerpunkt bildete das Eindringen in Züge. Dieser Bereich war ebenfalls 3-stufig angelegt.

1. Stufe
In der 1. Stufe erfolgende die Ausbildung an realen Bahnfahrzeugen (12. Februar 2005) die innerhalb des Kreisgebietes auf den Strecken fahren. Hierbei handelte es sich um Rettungsmaßnahmen ohne den Einsatz von technischem Rettungsgerät.

2. Stufe
An dem schon erwähnten Übungszugteilstückes wurden reale Eindringvorgänge durch Glasscheiben oder Blechwände, mit Trennschneidgeräten bzw. hydraulischen Rettungsgeräten geübt (23.April 2005). Besonderen Wert wurde auf die Dimensionen von Zügen (Höhenverhältnisse) gelegt.

3. Stufe
Wie schon im ersten Schwerpunkt beschrieben erfolgte das Eindringen mit mechanischen Rettungsmitteln, jedoch unter erschwerten Bedingungen.

Begleitend bei allen Ausbildungsmaßnahmen wurden immer wieder Elemente wie Arbeitsbühne, Schienenwagen oder Beleuchtung mit eingefügt. Auch führungstechnische Aspekte wurden mit geübt.

Ein dritter und sehr wichtiger Schwerpunkt war der Einsatz an unzugänglichen Bahnstrecken wie zum Beispiel bei Hang- oder Dammlagen. Hier fanden die Elemente wie Verkehrswege durch Leitern oder Lastenrutschen einen breiten Anwendungsraum.

Im Rahmen des Tages der offenen Tür am 3. Oktober 2005 wurde in zwei kombinierten Einsatzübungen das Erlernte unter Beweis gestellt. Hier galt es, innerhalb kürzester Zeit, zwei Personen aus einem verunfallten Zug, durch Eindringen sowohl durch Glas wie auch Metall und anschließend zu Bergen und abzutransportieren.

Fazit
Helfer und Führungskräfte fühlen sich gut gerüstet für einen möglichen Schadensfall im Bereich Bahn, wenn gleich keiner an solch einen Schadensfalls jemals beteiligt sein möchte.

Ausblick
Aufgrund der intensiven Ausbildung konnten umfangreiche Erkenntnisse gewonnen werden, deren Umsetzung jetzt anstehen. Hierzu gehört:

  • Ergänzung der Ausstattung (Anzahl oder Ausführung)
  • Modifizierung der Ausstattung
  • Entwicklung einer Rüstpalette „Bahnunfall“

Ab 2006 ist geplant jährlich eine bahnbezogene Ausbildungsveranstaltung durchzuführen und die Helfer, die aus der Basis I Ausbildung kommen, einen Bahnlehrgang (gemischter Lehrgang mit den Kameraden der Feuerwehr) absolvieren zu lassen.

Das Projekt wurde aus allen Bereichen unterstützt. Hierzu zählen die Verkehrsbetriebe, Berufs- und Freiwillige Feuerwehren, der Rettungs- und Sanitätsdienst, der Kriseninterventionsdienst, die Industrie, der hauptamtliche Bereich des THW, Ortsverbände des THW und verschiedene Behörden. Nicht zu vergessen die Ausbilder des eigenen Ortsverbandes, ohne die, die Durchführung nicht möglich gewesen wäre.

An dieser Stelle sei allen gedankt die zur Verwirklichung des Ausbildungsprojektes und dessen Erfolg beigetragen haben.


Bad Homburg im November 2005

Wolfgang Reuber