26.02.2006

Landesjugendlager - Operation "Flinkes Wiesel"

Vom 26.8 bis 2.9.2005 fand in Hofheim das Landesjugendlager statt. Auch bei diesem Zeltlager wurde eine alte Tradition weitergeführt: Fahnen und Wimpel von anderen Ortsgruppen geschickt und ohne, dass es die anderen merken, zu entwenden und dann für die Rückgabe eine gewisse Ablöse zu fordern.

Da dies eigentlich nur passieren kann, wenn die Jugendgruppen sie nicht gut genug sichern oder nicht dementsprechend bewachen, ist es ein schwierigeres Unternehmen. So war es auch bei dem Wettkampfsieger Dillenburg:

Hier ein Augenzeugenbericht:

Es war ungefähr 0:00 Uhr, als unsere beiden Betreuer und ich zum Kiosk gingen, um uns noch etwas zu trinken zu holen. Als wir unseren Einkauf beendet hatten, gingen wir zu einem abendlichen Treffen der Betreuer aus unserem Geschäftsführerbereich.

Nachdem wir ein wenig rumgeflachst hatten, fing der erste mit einem Gedanken an, der unser ganzes Tun im Landesjugendlager verändern sollte. „Lasst uns die Fahne von Dillenburg klauen!“

Am Anfang waren die anderen noch nicht so für diese Idee zu haben, doch je später, desto besser. Gegen ca. 1:00 Uhr waren wir uns dann einig. Wir wollen dieses begehrte Stück unbedingt haben, doch nur wie? Sie war so gut gesichert, dass uns nur ein ausgeklügelter Plan weiterbrachte.

Zunächst musste für eine solche Operation ein passender Name her: OPERATION "FLINKES WIESEL". Mittlereile stießen noch weitere Betreuer und Jugendliche zu uns. Gegen 2:00Uhr Ortszeit stand der Plan.

Um zu kommunizieren, hatten wir Funkgeräte. Selbst ein Fluchtwagen für die Fahne war organisiert. Auch die Kriegsdienstverweigerer, die sich beim THW befinden, tarnten sich alle und wurden zu vorbildlichen Taktikern.

2:30 Uhr und die Aktion startete. Zunächst schoben wir den Fluchtwagen vom Gelände, da wir möglichst wenig Lärm machen wollten, dann postierten sich die einzelnen Gruppen auf dem für sie vorgesehenen Plätzen. Als unsere in Sicherheit stehende Einsatzleitung uns das OK gab, ging es endlich los.

Kein Zurück mehr und der Adrenalinpegel schoss in die Höhe. Von zwei Seiten an die Stangen, um die über dem Zelt hängende Flagge zu erobern. Doch plötzlich eine gefährliche Situation. Weitere Jugendliche, die nicht zu uns gehörten tauchten aus dem Dunklen auf. Was nun? Freund oder Feind? Doch dann die Entschärfung. Nicht nur wir, sondern auch andere kamen auf die gleiche Idee. Gemeinschaftlich holten wir die Flagge herunter, während die Dillenburger im Zelt lautstark schnarchten.

Nachdem wir sie ganz in unserer Gewalt hatten, ging es Schlag auf Schlag: Die Fahne wurde einem Läufer übergeben, der sie bestimmt schneller als der Bote bei Marathon zum Fluchtauto brachte. Dort wurde sie in den Kofferraum gelegt und los ging die Fahrt. Wir ließen den Funkspruch los, dass alles gut gegangen sei. Großes Aufatmen.

Noch in dieser Nacht wurde ein Schreiben für unsere fahnenlosen Kameraden vorbereitet, in dem wir weitere Anweisungen erläuterten: „Melden Sie sich morgen Abend auf Funk beim flinken Wiesel!“ Da wir anonym bleiben wollten, wurde der Brief mit Buchstaben mehrerer Zeitungen beklebt und ans schwarze Brett gehängt.

Morgens, 8.30 Uhr in Deutschland, eigentlich im Lager: Der erste Dillenburger kam aus dem Zelt. Halb verschlafen ging er, sich frisch zu machen. Auf seiner morgendlichen Runde bekam er dann den Schock seines Lebens: „Wo ist unsere Fahne?“ Natürlich riss er seine Kameraden aus dem Schlaf und berichtete ihnen, was geschehen war.

Wie ein Haufen von Bienen schwärmten sie aus, um die Fahne zu finden. Nach vergeblicher Suche entdeckten sie schließlich den Brief. Nun wussten sie, dass es nicht einfach für sie wird. Das warten vertrieben sie sich mit Streifzügen durch unser Lager, immer voller Hoffnung doch die Fahne irgendwo zu entdecken. Für uns war jede Begegnung mit ihnen kein Vergnügen. Man konnte ihre Blicke spüren, die uns genau musterten.

Endlich war es 20.00 Uhr. Die Kontaktaufnahme fand statt und die Dillenburger Jugendlichen bekamen ihre Aufgabe. Sie sollten ein Extrablatt mit dem exklusiven Thema „Fahnenklau“ entwerfen und es lautstark verteilen. Des Weiteren musste es eine Auflage von mindestens 100 Blatt haben. Das Extrablatt sollte dann am letzten Tag verteilt werden. Jetzt wuchs auch bei uns die Spannung: Machen sie es und schaffen sie es? Trotz der Übermüdung war es für uns schwer zu schlafen.

Am letzten Tag dann die Erleichterung. Sie haben es tatsächlich geschafft. Am Abschlussabend wurde die Fahne von einem Pulk aller Mittäter auf der Bühne übergeben.

Als Zugabe musste sich der beste Junghelfer von Dillenburg mit dem besten von uns messen. Aufgabe war es, auf einem Biertisch liegend einen Kreuzbund binden unter dem Tisch zu binden. Auch dies wurde großartig bewältigt.

Alles in allem ein großer Erfolg.

Text: Robert Moecke


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