Bad Homburg,

Hoch hinaus – Ausbildungslehrgang für Absturzsicherung

Am Samstag, den 14.01.2023 fand für die Einsatzkräfte der Bergungsgruppe (B) und der Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung (FGr N) der erste Teil des Ausbildungslehrgangs für Absturzsicherung statt. Im Rahmen einer dreimonatigen (drei Samstagsdienste) Ausbildungsserie werden die Einsatzkräfte in der Absturzsicherung geschult, um in Einsätzen an Absturzkanten, insbesondere auf Dächern, arbeiten zu können.

Erstmalig wird die Ausbildung in Absturzsicherung (ASS) im OV Bad Homburg nach einem neuen Ausbildungskonzept durchgeführt. Da die Ausbildung deutlich über die nach THW-Curriculum vorgesehene Ausbildung in der persönlichen Schutzausstattung gegen Absturz (PSAgA) hinaus geht, gibt es im OV Bad Homburg bereits seit 1996 ein Zusatzausbildungskonzept. Hierzu wird zudem spezielle Ausstattung vorgehalten, die in der Vergangenheit nicht in der THW-StAN vorgesehen war und vom Förderverein beschafft und instandgehalten wurde.

Die Erfahrung aus vergangenen Einsätzen zeigte aber, dass sich auch die THW-Ausstattung weiterentwickelt hat und somit die meisten Dacheinsätze inzwischen mit der Standard PSAgA der Bergungsgruppe bzw. FGr N abgearbeitet werden können. Aus diesem Grund wurde ein neuer 4-stufiger Lehrgang konzipiert. Dieser setzt sich grob wie folgt zusammen:

Modul 1: Grundlagen der PSAgA, Höhentauglichkeit, Arbeiten auf Leitern, Eigensicherung mit verschiedenen Techniken

Modul 2: Grundlagen der Rettung/Selbstrettung aus Höhen (Rollgliss/Abseilgerät), Einrichtung von Verkehrswegen, Seilbahn

Modul 3: Fortbildung Ergänzungsausstattung ASS, Zwei-Personen-Sicherung mit Halbmastschlag (HMS), Vertiefung Selbstrettung, Sichern und Bewegen an Absturzkanten (Schwerpunkt Dächer)

Modul 4: Fortbildung Verschlusstechniken Dächer, Baukunde Dächer, Einsatztaktik, Druckluftwerkzeuge

Zusatzmodul für Führungskräfte: Einsatztaktik, Notfallmanagement, notwendige Ergänzungskomponenten Dritter (RTW, DLK)

Bereits am Mittwochabend, den 11.01.2023 wurden in einer dreistündigen Theorieeinheit zunächst die Grundlagen in der Arbeit mit der persönlichen Schutzausstattung gegen Absturz (PSAgA) geschaffen. Hierzu zählen unter anderem die Material- und Gerätekunde, sowie die Knotenkunde und das Anlegen der Auffanggurte. Neben den Auffanggurten lernten die Einsatzkräfte den gesamten PSAgA-Ausstattungssatz kennen, der u.a. weitere Ausstattung wie Bandschlingen, Karabiner, Mitlaufsicherungen, Sicherheitsseile und Seilklemmen enthält. In der Knotenkunde wurden der doppelte Achterknoten (gelegt und gesteckt), sowie der HMS zur Personensicherung erlernt.

Der darauffolgende Samstagsdienst am 14.01.2023 diente der praktischen Vertiefung der in der Theorieeinheit erarbeiteten Kenntnisse und stand vor allem ganz im Zeichen der Feststellung der Höhentauglichkeit aller Teilnehmer.

Besonderer Dank gilt hierbei der Feuerwehr Bad Homburg, die ihren 30 Meter hohen Schlauchturm, sowie die Drehleiter (DLAK 23-12) zur Verfügung stellte.

Die Einsatzkräfte mussten zunächst in einer Eingewöhnungsübung auf der komplett ausgefahrenen dreiteiligen Schiebeleiter bis auf eine Höhe von gut zehn Metern steigen. Im Anschluss galt es, den 30 Meter hohen Schlauchturm innen an einer senkrechten Leiter zu erklimmen. Auf den ersten 15 Metern mussten sich die Einsatzkräfte mit ihrem Y-Verbindungsmittel mit Bandfalldämpfer an der Leiter sichern. Für die restlichen 15 Meter wurde eine Mitlaufsicherung an der Leiter angebracht. Die Einsatzkräfte mussten so auf halber Strecke das Sicherungsmittel tauschen. Beim Wechsel des Sicherungsmittels war auf Eigensicherung zu achten. Das bedeutet, dass die Einsatzkraft niemals ungesichert sein durfte.

Oben angekommen wurden alle Teilnehmer von erfahrenen Einsatzkräften wieder 30 Meter abgeseilt. Hierzu wurde das Rettungs- und Abseilgerät Rollgliss, sowie als Zweitsicherung eine Mitlaufsicherung genutzt.

Am Ende der Höhentauglichkeitstests stand für alle das Highlight des Tages an. Die Einsatzkräfte mussten beweisen, dass sie unter Einsatzbedingungen eine Drehleiter erklimmen können. Da diese frei steht und schwankt, war dies durchaus noch einmal eine Herausforderung. Hierzu wurde die DLAK 23-12 der Feuerwehr Bad Homburg in Stellung gebracht und auf etwa 20 Meter ausgefahren. Die Einsatzkräfte mussten dann an einer Mitlaufsicherung die Drehleiter emporsteigen. Da Einsatzbedingungen auch nicht immer perfekt sind, fing es passenderweise pünktlich zur Übung an, in Strömen zu regnen.

Erfreulicherweise haben am Ende des Tages alle Teilnehmer die Höhentauglichkeitstests bestanden und können die Ausbildung fortführen. Die Einsatzkräfte müssen nun noch die restlichen 3 Module durchlaufen und sind am Ende geeignet und bestens ausgebildet für Arbeiten an Absturzkanten und Einsätzen auf Dächern.


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