Bad Homburg, 09.11.2013

Ausbildung Motorsäge Modul C

Am Freitag 08.11. ,09.11. und am 16.11.2013 fand eine ortsverbandsübergreifende Ausbildung zur Handhabung von Motorsägen statt:   Folgende Ortsverbände waren an der Veranstaltung beteiligt:   OV Bad Homburg OV Neu Isenburg OV Frankfurt OV Offenbach

Hintergrund der Ausbildung

Immer wieder werden THW-Helfer im Einsatz vor die Aufgabe gestellt,  z.B. durch umgeworfene oder abgebrochene Bäume verursachte Sturmschäden,  oder das Niederlegen von abgebrannten und einsturzgefährdeten Bauwerken sicher zu beurteilen und zu beseitigen.

Um den sicheren und effektiven Umgang mit der Motorsäge zu gewährleisten, sieht die Motorsägenausbildung im THW folgende Module vor:

A - Grundlagen im Umgang mit der Motorsäge

B - Bediener Motorsäge - für Arbeiten an liegenden, nicht unter Biegespannung stehenden Hölzern

C - Bediener Motorsägen - Sägen am liegenden Holz, einschließlich der Bearbeitung von Holz in Spannung, Fällen und Entasten von Bäume, Arbeiten im Sturm und Bruchholz

D - Arbeiten mit der Motorsäge in Arbeitskörben von Hubarbeitsbühnen und Drehleitern

Aufbauend auf den Ausbildungsveranstaltungen "Arbeiten mit der Motorsäge der Module A und B" stand für die 9 Teilnehmer aus den verschiedenen Ortsverbänden das Modul C am Standort Bad Homburg auf dem Ausbildungsplan.

Durchgeführt wurde die Ausbildung von Jan Forst (THW-Bereichsausbilder Motorsäge) und Christian Dienst (gelernter Forstwirt).

1. Lehrgangstag

1.1 Theoretischer Ausbildungsteil

Am Freitagabend erfolgte nach einer kurzen Begrüßungsrunde und dem Austausch der vorhandenen Erfahrungen der Teilnehmer auf dem Gebiet der Motorsägenarbeit der 1. Teil der theoretischen Unterweisung. Mittels Power-Point-Präsentation und Lehrfilmen wiederholten und vertieften sie dabei u.a. die Kenntnisse aus den Modulen A und B.

Inhalt der Präsentation waren u.a.

1.         Rechtliche Hinweise zur Motorsägenausbildung im THW

2.        Anforderungen an den Motorsägenführer

3.        Einsatzszenarien im THW inkl. Gefährdungsbeurteilung

4.        Richtige Auswahl der Motorsägenklasse

5.        Aufbau der Motorsäge

6.        Sicherheitseinrichtungen der MS

7.        Wartung und Pflege

8.       U.V.V und PSA (persönliche Schutzausstattung)

9.        Geräte und Hilfsmittel bei der MS-Arbeit

Der Aufbau der Motorsäge wurde dabei mittels eines Schnittmodelles verdeutlicht.  

Zudem mussten die Teilnehmer einen schriftlichen Vortest absolvieren, der für die Ausbilder als Einschätzung des vorhandenen Wissens und als Vorbereitung für die Abschlussprüfung diente.

2. Lehrgangstag

2.1 Theoretischer Ausbildungsteil

Am Samstagmorgen folgte dann der 2. Teil der theoretischen Unterweisung mit der Wiederholung der sicheren Inbetriebnahme der Motorsäge und den Schwerpunkten "Schneiden von Holz unter Spannung", sowie "Fällen und aufarbeiten von Bäumen". Weitere Bestandteile der Power Point Präsentation waren.

1.       Entlastungsschnitte/ -techniken

2.      Schnitttechniken für die Fällung und zum Durchtrennen eines Baumes

3.      Seilunterstütztes Arbeiten mit der MS

4.      Aufarbeitung von Windwurf und Windbruch

2.2. Praktischer Ausbildungsteil

Nach dem Frühstück wurde im Außenbereich der praktische Ausbildungsteil 1 für die Teilnehmer durchgeführt.  An den folgenden Stationen hatten die Teilnehmer ausreichend Gelegenheit den sicheren Umgang und das Arbeiten mit der Motorsäge zu üben.

1.      Station:

Sicheres Schneiden von Holz unter Spannung am Baumbiegesimulator

Dabei wurden ca. 5,00m lange und 15cm starke Stämme mittels Hydraulikzylinder künstlich unter Spannung gesetzt. Ziel war es, die unterschiedlich auftretenden Spannungsverhältnisse richtig zu beurteilen und den Stamm unter Vermeidung eines Aufsplitterns sicher zu durchtrennen.

Zur Verdeutlichung wurde der erste Stamm bewusst falsch durchtrennt, wodurch ein unkontrolliertes Abreißen und Aufsplittern der Stammfasern als Ergebnis provoziert wurde. Neben vertikalen Spannungskräften, wurden auch seitlich auftretende Spannungen simuliert. Diese real dargestellten Situationen wurden von allen Teilnehmern erkannt und richtig eingeschätzt.

2.     Station:

Durchführen von Trenn- und Stechschnitten am liegenden Holz

An dieser Station wurde das Durchtrennen von liegendem, dickerem Holz geübt, bei denen die Schienenlänge der Motorsäge nicht ausreicht. Dafür sind spezielle Schnitttechniken anzuwenden, um den Stamm fachgerecht und ohne einklemmen der Motorsäge zu durchtrennen.

3.     Station:

Anlegen eines Fallkerbs für die spätere Fällung

Bevor im 2. praktischen Ausbildungsabschnitt am 3. Tag des Lehrgangs das "Fällen von Bäumen" geübt wurde, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit Fallkerbanlagen und Fällschnitte als Trockenübungen an einem stehenden und sicher eingespannten Stammabschnitt zu schneiden.

Den Abschluss des 2. Lehrgangstages bildete der Ausbildungsteil "Wartung- und Pflege der Motorsäge", der die ständige Einsatzbereitschaft der Motorsägen gewährleisten soll.

3. Lehrgangstag

Der darauf folgende Samstag begann für die Lehrgangsteilnehmer morgens mit einer schriftlichen Lernerfolgskontrolle.

Nach dem Frühstück fuhren wir direkt in den angrenzenden Wald der Stadt Oberursel, wo uns dankenswerterweise vom Förster ein Waldstück für die anstehenden Fällübungen zur Verfügung gestellt wurde.  

Vorführung/ Einweisung durch die Ausbilder

Die praktische Einführung begann mit der sogenannten Baumansprache. Dabei wurde der zu fällenden Baum und die Umgebung für einen sicheren Fällablauf u.a. nach folgenden Kriterien beurteilt:

  • Baumhöhe (Absperrmaßnahmen, Fällbereich)
  • Baumkrone/ Wuchsrichtung (natürliche Hangrichtung, trockene Äste, Krone vorhanden)
  • Werkzeugablage und Rückweichen (Fluchtwege)
  • Stammform
  • Stammdurchmesser
  • Fäulnis
  • Andere Bäume (Gefahrenquellen)
  • Topographie
  • Umgebung (Häuser, Stromleitungen)

Die darauf folgende Einweisung in die Fällung eines Baumes durch den Ausbilder endete durch den dichten Bestand in einem Vorführeffekt, so dass der Baum sich zwar wie gewünscht neigte, aber durch die Kronen der umstehenden Bäume keinen Schwung zum fallen aufnehmen konnte und hängen blieb. So wurde der letzte Ausbildungsteil "Seilwindenunterstütztes Fällen/ Sichern von Bäumen" vorgezogen und der Baum mit der Seilwinde vom GKW I umgezogen und zur Fall gebracht.

Danach folgte eine Vorführung einer ergonomisch und effektiven Entastungsmethode mit der Hebeltechnik im 6-Zonen Sektorenverfahren, welches aus der Forstwirtschaftslehre stammt. Für den klassischen Einsatzfall jedoch nicht von großer Bedeutung.

Eigenständiges Fällen

Für die Lehrgangsteilnehmer ging es jetzt daran, den eben vorgeführten Fällablauf selbst umzusetzen. Dazu wurden sie in zwei Gruppen mit je 5 Helfern einem Ausbilder zugeteilt, der Ihnen dann Bäume für die Fällung zuwies.

Um zu viele Leerläufe zu vermeiden, konnten immer 2-3 Helfer je Gruppe nach kurzer Rücksprache mit dem Ausbilder den zu fällenden Baum vorbereiten.

Nur die eigentliche Fällung erfolgte aus Sicherheitsgründen dann unter Einbeziehung aller Helfer der jeweiligen Gruppe. Nach einer wiederholten Kontrolle des Fall- und Gefahrenbereiches wurden dann die Bäume gefällt (umgekeilt). Da auch hier manchmal der Baum nicht so fallen wollte wie berechnet, mussten einige Helfer die hängengebliebenen Bäume mittels Greifzug abziehen.

Nach der Fällung wurden die erfolgten Arbeitsschritte und der Stock (Baumstumpf mit Fallkerb- und Fällschnittanlage nach der Fällung) begutachtet und erörtert.

Am späten Nachmittag erfolgten dann die praktischen Prüfungen, bei denen jeder Prüfling einen Baum sicher zur Fall bringen und entasten musste.

Auch wenn leider nicht alle Prüflinge im ersten Anlauf die Prüfung geschafft hatten, waren die Ausbilder sehr zufrieden, mit welchem Engagement und Interesse die Teilnehmer diesen Lehrgang besuchten und abschlossen.

Für die weniger Erfolgreichen an diesem Lehrgang, aber auch für neue Interessenten, wird vorraussichtlich in diesem Jahr noch mal die Gelegenheit geboten, in aller Ruhe und ohne den Zeitdruck der einbrechenden Dämmerung ihre Fertigkeiten zu trainieren und die Prüfung erfolgreich abzuschließen.

Fazit

Ziel dieses Lehrgangs ist es aus unserer Sicht, den sicheren Umgang mit der Motorsäge, sowie  die richtige Beurteilung der Gefahren und der persönlichen Einschätzung des eigenen Könnens im Einsatzfall zu vermitteln. Denn auch mit Besitz dieses Zertifikats gibt es Einsatzsituation die, die Fähigkeiten und Erfahrungen eines Profis fordern. Wenn jeder Lehrgangsteilnehmer mit dem erlangten Wissen und der erforderlichen persönlichen Einstellung in den Einsatz geht, waren wir als Ausbilder erfolgreich.

Daher möchte ich mich bei allen Lehrgangsteilnehmern für Ihr tolle Mitarbeit und das gezeigte Interesse bedanken.

Nicht zu vergessen sind auch die Kameraden des eigenen OVs, die im Hintergrund für einen reibungslosen Ablauf und eine tolle Verpflegung gesorgt haben.

Text: Christian Dienst

Fotos: Tobias Schnopp, Andreas Adam

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