Bad Homburg,

Unfall mit Zug - 5. Ausbildungstag

Strategieebene, Taktikebene und Aufgabenebene, die drei grundlegenden Ausführungsebenen einer komplexen Einsatzsituation, wie wir Sie bei einem Unfall mit Zug antreffen werden. Dies war der Schwerpunkt des 5. Ausbildungstages, an dem alle Führungskräfte des Ortsverbandes teilnahmen. Der Ausbildungstag setzte sich aus 6 Einzelvorträgen und einer abschließenden Planübung zusammen.

Als erstes Thema stand die Einsatztaktik "Bahnunfall" (Wolfgang Reuber - THW HG) auf dem Ausbildungsprogramm. Im Vortrag wurden die Themenbereiche

  • Auf welche möglichen Schadensszenarien treffen wir
  • Schadensobjekte
  • Führungsstrukturen
  • Einsatzstellenmanagement
  • Einsatztaktik
  • Einsatzpläne

behandelt.

In dem weitgespannten Themenbereich wurde über zu erwartende Schadensszenarien bei Unfällen mit Reisezügen, Anzahl von Verletzten und Toten, Verletzungsmuster, Einsatzstellenumfeld und Objektlagen gesprochen. Die Schadensobjekte (Bahnfahrzeuge) wurden ebenfalls nochmals kurz angesprochen. Das Thema wurde ja bereits für alle im 3. Ausbildungstag behandelt.

Als weiterer Schwerpunkt wurden die Führungsstrukturen und Themen wie Meldekopf, Bereitstellungsräume, Kommunikationswege und Platz der Führungsstelle besprochen.

Abgerundet und vertieft wurde der Vortrag mit den Themen Einsatzstellenmanagement und Einsatztaktik. Beides waren Themenbereiche die im 4. Ausbildungstag bereits praktisch angewandt worden sind. Ebenfalls wurde das Thema Einsatzplanung erörtert.

In einem zweiten Vortag (ebenfalls Wolfgang Reuber - THW HG) wurden die Bahnstrecken im möglichen Einsatzgebiet vorgestellt. Der Einsatz des Ortsverbandes kann außer im eigenen Kreisgebiet auch in allen anderen Landkreisen, die zum THW GFB Frankfurt gehören, möglich sein. Aber auch überregionale Einsätze sind denkbar.

Als erster Gastreferent an diesem Tage konnten wir den stellv. KBI des Hochtaunuskreises, Werner Wick, begrüßen. Sein Vortrag befasste sich mit der ca. 1300 Meter langen eingleisigen Tunnelstrecke zwischen Grävenwiesbach und Hasselborn die ausschließlich nur von der Taunusbahn (FKE) befahren wird.

Im Vortrag wurden alle Aspekte angesprochen und erläutert die für eine mögliche Einsatzabwicklung von Bedeutung sind. Hierzu gehören eingeplante Einsatzkräfte, Wasserversorgung, Atemschutz, Tunnelfunk, Zufahrtswege, Bereitstellungsräume, Zusammenarbeit mit dem Nachbarlandkreis, Führungsstruktur, Fernmeldestruktur und vieles mehr.

Um die Aufbau- und Entwicklungsorganisation der Primäreinheiten, bei einem Unfall mit Zug, kennen zu lernen wurde dies durch Holger Himmelhuber - Wehrführer der Feuerwehr Oberursel-Mitte aus Sicht der Feuerwehr vorgetragen.

Nach einer kurzen Erläuterung zur AAO der Feuerwehr wurde am Schadensmodell die Einsatzentwicklung dargestellt. Daraus entwickelte sich eine rege Diskussion mit allen Teilnehmern da hier zu erkennen war, dass das ausgewählte Bahnteilstück eine ganze Reihe von Schwierigkeiten in sich birgt. Diese interessante Darstellung bzw. Diskussion musste leider aus Zeitgründen abgebrochen werden um die nachfolgenden Vorträge nicht zu stark zu verzögern. Eine Fortsetzung wäre sicherlich interessant.

Zum gleichen Thema, jedoch aus Sicht des Rettungsdienstes referierte hierzu Uwe Hambückers und Thomas Kapell (beide DRK).

Da bei solchen Unfällen mit einem Massenanfall von Verletzten (MANV) zu rechnen ist wurden zunächst die Grundsätze der Vorgehensweise erläutert. Darstellung der Gliederung der Einheiten, personelle Stärke und Ausstattung rundeten den Vortrag ab.

Angeknüpft an die Entwicklung der Einsatzstelle aus dem Vorgängervortrag wurde nun die Entwicklung aus Sicht des Rettungsdienstes dargestellt. Auch hier entwickelte sich eine rege Diskussion deren Fortsetzung ebenfalls interessant wäre.

Nach der Mittagspause wurde die Vortragsreihe durch Holger Hohmann - Sb E THW GSt Frankfurt fortgesetzt. Schwerpunkt seines Vortrages war die möglichen Unterstützungsmaßnahmen durch Einsatzkräfte und Einsatzmittel der Ortsverbände des GFB Frankfurt.

Sein Vortrag war speziell auf mögliche Unterstützungsformen zum angedachten Szenario abgestimmt. Transportkapazitäten, Beleuchtungsmittel, schweres Bergungsgerät, Logistik sowie Sonderfahrzeuge und -gerät bildeten den Mittelpunkt des Vortrages. Ebenfalls wurde auch die Möglichkeiten des Einsatzes von Einsatzmittel und - kräfte aus dem gesamten Länderverband angesprochen.

Zum Abschluss des Tages wurde im Rahmen einer kleinen Planübung ein mögliches Schadensszenario, aus Sicht des Technischen Hilfswerkes, an einem Planspielmodell durchgespielt. Als Vorlage für das Modell diente die zweigleisige Bahnstrecke Bad Homburg - Oberursel im Bereich L 3006. - Zeppelinstraße in Höhe der Straßenbrücke Niederstedter Weg. Dort befindet sich der Schienenverlauf in einem tiefen Geländeeinschnitt. Angenommen wurde das ein S-Bahn-Zug (Langzug der Baureihe 423 aus ungeklärter Ursache aus den Schienen gesprungen ist und gegen die Straßenbrücke geprallt war. Angenommen wurde, dass der Zug mit ca. 250 Fahrgästen besetzt war.

Als Vorlage diente das Zugunglück von Eschede. Wenn gleich sich die Züge nicht vergleichen lassen, jedoch konnten die Schadensbilder, Verletzungsmuster, Einsatzkräfte und -mittel sowie der Zeitrahmen als realer Planungshintergrund dienen.

In einer anschließenden Abschlussbesprechung wurde der Ablauf des Planspieles in seinen wesentlicher Punkten besprochen. Erkannte Ausbildungs- und Planungslücken werden entsprechend korrigiert.

Den Referenten möchte ich an dieser Stelle für ihre Unterstützung danken.

Einen besonderen Dank geht an Klaus Schmidt, der mit viel Liebe das Planspielmodell erbaut hat.

Text: Wolfgang Reuber

Fotos/Grafiken: Wolfgang Reuber, Daniel Krebs

Bildergalerie: "Unfall mit Zug - 5. Ausbildungstag"