Bad Homburg, 14.03.2014

6. Grundlehrgang für ASS-Helfer

Die Arbeit im absturzgefährdeten Bereich zählt zu den gefährlichsten Tätigkeiten im Einsatzspektrum des THW. Um solche Lagen dennoch sicher bewältigen zu können, wurde ab 1996 mit der technischen und personellen Aufstellung des Absturzsicherungssystems (ASS) begonnen. Mit dem jetzigen Lehrgang wurden neun Helfer zur Verstärkung der ASS-Gruppe gewonnen.

Hintergrund

Die dreitägige Standortausbildung umfasst neben einer theoretischen Schulung über Technik und Taktik des ASS-Einsatzes eine Höhengewöhnungsübung sowie praktische Übungen zur Verwendung der Technik.

Aufgrund von Einsatzerfahrungen und einem fortschreitenden Stand der Technik ist sowohl in taktischer als auch technischer Hinsicht eine Umstellung in bestimmten Bereichen erfolgt. Die Ausstattungssätze wurden harmonisiert und ergänzt, so dass mit den Gerätesätzen eins bis vier nun eine Tätigkeit sowohl als Vorsteiger als auch als Sicherungshelfer möglich ist. Zudem wurde die Technik um neue  Sicherungsgeräte ergänzt und die Art der Karabiner so weit wie möglich standardisiert. Bei der Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) wurde dem Personalbestand und der vorhandenen Fahrzeugtechnik Rechnung getragen.

Ablauf des Lehrgangs

Der erste Ausbildungsabend wurde mit einer Einführung in die Absturzsicherung im Allgemeinen, dem Einsatzzweck im THW und der Abgrenzung zur Speziellen Rettung aus Höhen und Tiefen, besser als „Höhenrettung“ bekannt, begonnen. Im nächsten Lernabschnitt erfolgte eine Übersicht über die wichtigsten physikalischen Kräfte, die es bei Arbeiten im absturzgefährdeten Bereich zu beachten gilt. Hier wurden die Unterschiede der verschiedenen Sicherungspunkte sowie Risiken einer zu langen Sicherung wie der Pendelsturz aufgezeigt.

Abgeschlossen wurde die abendliche Ausbildung mit einer Vorstellung der Ausstattungssätze und der Erläuterung der einzelnen Komponenten.

Am zweiten Lehrgangstag bildete eine Übersicht über die gängigen Unfallverhütungsschriften den  Einstieg. Hierbei sind neben den THW-spezifischen Vorgaben auch Richtlinien verschiedener Berufsgenossenschaften und Vorgaben für die Feuerwehr zu beachten.

Im Anschluss daran wurde mit dem Abschnitt Knotentechnik der erste praktische Lernabschnitt begonnen. Neben den beim THW üblichen Stichen und Bunden werden bei der Absturzsicherung noch weitere Knoten benötigt. Diese kommen aus dem Bergsport, aber auch aus dem militärischen bzw. feuerwehrtechnischen Bereich.

Nach der Übung der einzelnen Knoten erfolgte nach der Mittagspause eine Vorführung über die Kräfte, die beim Absturz einer Person in einen sogenannten  Bandfalldämpfer wirken. Dabei handelt es sich um ein Sicherungsmittel, das, ähnlich wie ein dynamisches Seil beim Bunjee-Jumping, durch Ausdehnung den Fall abbremst und ein Auftreffen auf dem Boden verhindert. Mittels einer Übungspuppe wurden die beim Absturz wirkenden Kräfte veranschaulicht. Der Vorführung schloss sich eine Höhengewöhnungsübung für die Lehrgangsteilnehmer an. Dabei sollten sich diese – redundant durch ein zweites Seil gesichert – von einem eigens errichteten Gerüstturm ablassen. Durch diese Übung konnten sich die Helfer sowohl an die Technik gewöhnen, als auch ihre Höhentauglichkeit unter Beweis stellen. Diese ist für den Einsatz als ASS-Helfer unbedingte Voraussetzung, da es anderenfalls zu einer Eigen- und Fremdgefährdung kommen könnte.

Die Einsatztaktik sowie die Kommunikation bei einem ASS-Einsatz bildete den letzten Lernabschnitt des zweiten Lehrgangstages. Hier wurde neben der Alarm- und Ausrückeordnung auch die Einteilung der ASS-Helfer im Einsatz gelehrt. Dargestellt wurde auch die Ordnung des Raums, beispielsweise durch Bildung von Einsatzabschnitten und die taktisch sinnvolle Positionierung der Einsatzfahrzeuge. Zudem wurde die Auswahl geeigneter Festpunkte zur Sicherung gezeigt.

Am dritten und abschließenden Lehrgangstag stand die praktische Ausbildung auf dem Programm. Die in den Vortagen erworbenen Kenntnisse konnten in verschiedenen Übungen praktisch angewendet werden. Neben dem Bau eines Verkehrswegs und dem Einrichten von Zwischensicherungen wurde auch die Sicherung der Helfer mit den verschiedenen Methoden durchgeführt. Neben der Partnersicherung mit HMS-Karabiner wurde auch die Einzelsicherung mit Steigklemme sowie den neu beschafften Sicherungsgeräten auf dem Übungsdach des Ortsverbands veranschaulicht.

Mit der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft und einer theoretischen Prüfung konnte der Lehrgang mit einer abschließenden Absprache für alle Teilnehmer erfolgreich abgeschlossen werden.

Fazit

Die gründliche Ausbildung, zusammen mit geeigneter Technik und Personal ist die einzige Möglichkeit, das Risiko für Sach- und Personenschäden bei der Arbeit im absturzgefährdeten Bereich zu minimieren. Hierzu gehören die regelmäßige Übung und ein professionelles Vorgehen in Übung und Einsatz. An den Grundlehrgang schließen sich daher ein Fortbildungslehrgang und Übungen mit den ASS-Gerätesätzen an.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei den weiteren Ausbildern (Holger Haupt, Robert Moecke, Tobias Schnopp und Mathias Tremmel) sowie dem Küchenteam (Constantin Dill und Jonas Johann) für die  Unterstützung bei der Planung und Durchführung dieser Ausbildungsveranstaltung bedanken.

Text: Tobias Heldmann

Fotos: Tobias Heldmann, Richard Schnopp

Bildergalerie

Einsatzoption: Absturzsicherung


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.